California Dreamin'? Check!

Eindrücke von einem Auslandssemester in den USA

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„Es war traumhaft schön“, resümiert Tamara Tavella (7. Klasse). Tamara hat sich nämlich einen Traum erfüllt: ein Semester als Schülerin an einer Highschool in Kalifornien (USA) zu verbringen. Nun ist sie wieder im Lande und erzählt von ihren Erlebnissen.  


Santa Clarita ist eine rund 230.000 Einwohner zählende Stadt im Los Angeles County. "Die Lage war perfekt. Je eine Stunde von der Küste, von L.A. und von den Bergen entfernt", schwärmt Tamara von ihrer vorübergehenden neuen Heimatstadt. Von August bis Dezember besuchte sie dort die Canyon High School. "Zu Beginn war es sprachlich schon etwas gewöhnungsbedürftig und das Reden kostete mich etwas Überwindung. Aber es ging rasch besser, da man den ganzen Tag ja nur Englisch spricht", berichtet Tamara von ihren ersten Eindrücken. 

Die Schule war so, wie man es aus amerikanischen Filmen kennt: Die Schüler/-innen kommen zu den Lehrern in die Klasse und nicht umgekehrt, der Sport (Canyon Cowboys) am Nachmittag spielt eine sehr große Rolle und das Essen in der Schulkantine ist ungenießbares Junkfood. "Dementsprechend sind auch ziemlich viele der Schülerinnen und Schüler übergewichtig." Das Essen ist aber auch schon fast das Einzige, was Tamara nicht wirklich vermisst, seit sie wieder in Südtirol ist. "Ich habe schnell Anschluss und viele neue Freunde gefunden. In der Klasse ist man ja immer mit anderen Leuten zusammen", berichtet Tamara. Alle Schüler/-innen müssen nämlich eine Reihe von Kursen belegen. In welcher Schulstufe sie dies tun, ist ihnen jedoch – mit Ausnahme weniger Pflichtfächer wie Mathe und Englisch – freigestellt. Und so wird die Klassengemeinschaft für jedes Fach neu zusammengewürfelt. "Ich habe neben den drei Pflichtfächern Mathe, Englisch und Wirtschaft noch Theater und Naturwissenschaften gewählt. Diese fünf Fächer hatte ich dann jeden Tag."

Und auch sonst unterscheidet sich "Schule in den USA" wesentlich von "Schule in Südtirol". So bekommen die Schüler regelmäßig Schulungen, wie sie sich im Falle eines Amoklaufes zu verhalten haben. Derartige Situationen werden dann auch – wie bei uns ein Feueralarm – geprobt. "Das war schon sehr eigenartig und irgendwie auch beängstigend", erinnert sich Tamara. Was auch auffällig wäre, dass die Lehrpersonen einen viel persönlicheren Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern pflegten als hierzulande. "Da kommt es schon mal vor, dass der Lehrer in der Früh eine Ladung Donuts spendiert und gemeinsam mit der Klasse frühstückt", erzählt Tamara. Keine großes Hindernis für sie waren die Lernzielkontrollen. Die seien "extrem leicht" und man dürfe jede Menge Hilfsmittel wie Handy und Bücher verwenden. "Dafür musste ich mehr Hausaufgaben als im Vinzentinum machen, aber auch weniger lernen." 

Gewohnt hat Tamara bei einer Gastfamilie, die ihr ebenso wie die Schule von einer deutschen Agentur vermittelt wurde. "Ich war bei einer klassischen amerikanischen Mittelstandsfamilie zu Gast. Vater und Mutter waren beide Polizisten. Sie hatten einen 10-jährigen Sohn und eine Tochter, die zwei Jahre älter als ich war." Die Familie lebt in einem schönen, modernen Haus mit Pool in einem typischen Suburb. Neben der Schule blieb auch noch Zeit für einige Ausflüge – vor allem am Wochenende. Mehrere Kurzvisiten nach L.A. standen ebenso auf dem Programm wie Roadtrips nach Las Vegas und ins Death Valley. Und einmal ging es zum Camping bei den Hot Springs. "In L.A. haben wir die Universial Studios und Disneyland besucht und einen Abstecher zum Malibu, zum Ventura und zum Venice Beach gemacht", schwärmt Tamara. 

Politik war während der ganzen Zeit kaum Thema. "Ich weiß aber, dass meine Hosts Republikaner und ein Großteil meiner Schulfreunde Demokraten waren." Letzteres ist wenig verwunderlich, da an der Canyon High School ein großer Teil der Schüler/-innen so genannte Hispanics sind – also aus Mittel- und Lateinamerika stammen. Generell sei die Schule ein bunter Mix aus Afroamerikanern, Asiatischstämmigen und Amerikanern weißer Hautfarbe, erzählt Tamara. "Was dabei auffällt, ist der enorme Patriotismus, den alle an den Tag legen. Überall hängen amerikanische Flaggen und in der Früh gibt's den 'Pledge of Allegiance' - den Treueschwur auf die Nation." 

Als Teil der Familie konnte Tamara auch amerikanische Traditionen hautnah miterleben. "Halloween war echt ein Ereignis. Da machen alle mit und es gibt überall Partys." Auch der traditionelle Truthahn zu Thanksgiving und mit Lichtern und Deko zugepflasterte Häuser zu Weihnachten hinterließen einen bleibenden Eindruck. Eindrücklich war auch, als das Haus der Familie kurzfristig evakuiert werden musste, da einer der im Herbst wütenden Brände der Siedlung zu nahe gekommen war. Glücklicherweise konnten Löschflugzeuge das Schlimmste verhindern. "Es war aber trotzdem wirklich eine tolle Erfahrung. Und vielleicht gibt es ja auch ein Wiedersehen, denn für viele Amerikaner ist es ein Traum, auch einmal nach Europa zu kommen."

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The Vinzentinum