Lysistrata: Krieg vs. Liebe?

Maturatheater-Regisseurin Agnes Öttl im Interview

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„Warum überhaupt führt ihr Kriege?”, fragen die athenischen Frauen ihren Ratsherrn. Seine Antwort: „Gegen Angreifer kann man sich nicht anders wehren!“ Doch dass man dies kann, zeigt sie: Lysistrata. Die heurige Maturaklasse bringt mit "Lysistrata – Make love, not war" ein Stück auf die Bühne, welches zum Diskutieren einlädt und aktueller nicht sein könnte. Regisseurin Agnes Öttl über Krieg, Gleichberechtigung und Lysistratas Botschaft.


Wie hast du reagiert, als von den Maturanten der Wunsch kam, die griechische Komödie "Lysistrata" zu spielen?
Agnes Öttl: Nun, es war nicht meine erste Wahl, aber ich habe mich nach einigen Überlegungen gerne darauf eingelassen. Schwierig war es, die richtige Fassung zu finden. Es gibt sehr viele Lysistrata-Übersetzungen und Interpretationen, dass es gar nicht so einfach war, die Beste für die Gruppe zu finden. 

Gender-Klischees und fehlende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau sind nach wie vor an der Tagesordnung. Sagen wir diesen mit "Lysistrata" den Kampf an?
Dass wir den Kampf ansagen, will ich jetzt nicht behaupten. Ich denke, dass es leider immer noch nötig ist, solche Themen aufzugreifen, auf die Bühne zu bringen und darüber zu reden. „So ist es halt, da kann man nichts machen.“ Dieser heute oft gehörte Satz hat in "Lysistrata" definitiv keinen Platz. In der letzten Zeit ist in Sachen Gleichberechtigung schon einiges passiert, aber wir haben immer noch viel zu tun. Wenn man zurückblickt, fragt man sich: Ist die Gleichberechtigung damals noch eher im Gleichgewicht gewesen und ist es ein Fortschritt oder ein Rückschritt zu heute? Man denke beispielsweise an #MeToo. Jedenfalls hoffe ich, dass es irgendwann nicht mehr nötig sein wird, dies aufs Tapet zu bringen.

Wie ist es für dich, mit einer 22-köpfigen Jugendgruppe zu arbeiten, in der die meisten bisher keinerlei Schauspielerfahrung haben?
Es ist für mich immer eine Freude, mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten. Ein solches Projekt auf die Beine zu stellen ist eine große Arbeit, bei der viele davon profitieren können, auch ich selbst. Ich kann immer wieder Neues lernen, die größere Herausforderung für mich ist die organisatorische. Es ist gar nicht so einfach, alle zusammenzubringen, denn sie haben sich viel vorgenommen, alles zu organisieren und selber noch auf der Bühne zu stehen, das ist keine einfache Sache. Ich arbeite sehr gern mit jungen Menschen, und daher freut es mich besonders, dass sich die 22 Maturant*innen gemeinsam mit mir auf das erste große Theaterprojekt eingelassen haben.

Nebenbei bist du auch die erste Regisseurin in der Geschichte des Vinzentiner Theaters. Was bedeutet das für dich?
Es freut mich natürlich sehr, die erste Regisseurin des Maturatheaters zu sein, weil ich mich für Theater und Menschen seit jeher interessiere und Freude an künstlerischer, kreativer Gestaltung habe. 

Dies sollte aber keine Ausnahme bleiben ...
Ich hoffe sehr, dass dies bald im Allgemeinen keine Besonderheit mehr ist und auch im Vinzentinum eine Regisseurin keine Ausnahme bleibt. Längst gibt es Regisseurinnen, Direktorinnen, Intendantinnen, und letzthin auch viele Dirigentinnen. Weiter so, wir sind auf dem richtigen Weg. Das bestätigt auch der Blick zurück in die Zeit, in der Aristophanes Lysistrata geschrieben hat. Ein Stück, in dem die Frauen ihnen zur Verfügung stehende Möglichkeiten einsetzen, um Frieden zu erreichen. Wenn wir den Text ernst nehmen, dann liegt eine wichtige Botschaft darin: Zusammenhalt, Möglichkeiten prüfen, sich unterstützen, dann kann man/frau sehr viel erreichen. Man darf nicht die Hände in den Schoß legen und sagen, dass man dagegen nichts machen kann.”

"Lysistrata – Make love, not war!" enthält pikante Aussagen und einige obszöne Gesten. Glaubst du, nach der Aufführung wird viel diskutiert werden?
Ich hoffe doch sehr, dass viel diskutiert wird. Dann hat es nämlich auch zum Nachdenken angeregt und das freut mich. Viel Spaß!

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