Jugendliche Mittelpunkt des Handelns

Die neue Heimleiterin Julia Linder im Gespräch

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Vor wenigen Wochen hat Bischof Ivo Muser Julia Linder (im Bild rechts mit ihrem Team und Chorleiterin Clara Sattler) als Nachfolgerin von Paul Felix Rigo zur neuen Heimleiterin ernannt. Mit ihr ist im 150. Jahr des Bestehens erstmals eine Frau Mitglied der Vinzentiner Hausleitung. Wie es ihr dabei ergeht und was ihre Ziele sind, erzählt Julia im Interview. 


Wie ist es dir in den ersten Wochen in deiner neuen Aufgabe ergangen? Was waren die markantesten Eindrücke/Erfahrungen/Erlebnisse?
JULIA: In den ersten Tagen und Wochen kam sehr viel auf mich zu. Viele neue Informationen und Aufgaben, was im ersten Moment etwas verwirrend sein kann. Ich bin sehr dankbar, dass alle Verständnis dafür hatten und ich auch Hilfe von jeder erdenklichen Seite im Haus bekam. Ich war auch froh, als die Schülerinnen und Schüler wieder aus der Sommerpause zurückgekehrt sind. Sobald man sie durch das Haus toben hört, weiß man, für wen man das macht. Es ist schön, nun diesen neuen Posten zu haben, jedoch wurde ich beim Anfangsgottesdienst kurz wehmütig, als ich bei meiner Antrittsrede vor den Jugendlichen stand und in die Gesichter meiner ehemaligen Klasse schaute. Diesen direkten Kontakt, den ich vorher als Erzieherin zu den Schülern hatte, kann ich nun nicht mehr so praktizieren. Es ist mir ein großes Anliegen, mir immer wieder bewusst Zeit zu nehmen, bzw. bemühe ich mich, jede freie Zeit dafür zu nutzen, mit den Schülerinnen und Schülern in Kontakt zu treten.

Hast du sofort zugesagt, als du gefragt wurdest, ob du die Heimleitung übernehmen möchtest?
Zugesagt habe ich nicht gleich. Ich war immer sehr glücklich in meiner bisherigen Aufgabe als Erzieherin und schätze ebendiesen direkten Kontakt mit den Kindern sehr. Dennoch ließ mich der Gedanke auch nicht mehr los. Ich habe viel darüber nachgedacht und mehrere Gespräche mit unterschiedlichen Personen geführt, bis ich schlussendlich zusagte. Jetzt bin ich froh, dass ich den Mut gefasst habe, mich auf dieses Abenteuer einzulassen. Ich muss aber auch dazusagen, dass mich vor allem die Wertschätzung und der Zusammenhalt, welchen ich im Erzieherteam die letzten Jahre erfahren durfte, sehr darin ermutigt haben, diesen Schritt zu machen.

Was sind deine Ziele für das Heim am Vinzentinum? 
Seit ich im Vinzentinum arbeite, durfte ich erfahren, dass das Vinzentinum mehr als nur eine Arbeitsstelle ist. Es ist eine Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft in der sich jeder Mensch mit seinen Erfahrungen, seinen Ansichten, Fähigkeiten und Stärken einbringen kann. Das ist auch das Schöne am Heimleben – ich selber war ja nie im Heim –, mit so vielen Menschen gemeinsam unter einem Dach zu wohnen, miteinander und voneinander zu lernen und einfach gemeinsam durchs Leben zu gehen. Deshalb habe ich es mir auch zum Ziel gesetzt, Zeit zu finden, um im Kontakt zu bleiben. Zeit für Gespräche, zum gegenseitigen Austausch, um ein Gespür für die Interessen, Bedürfnisse und die Lebenswelt der Schüler zu haben. Alles was die Zukunft fürs Vinzentinum bringt, wird sich – in diesem gemeinsamen Ringen von Schülern, Lehrern, Erziehern und Hausleitung – zeigen. Genau genommen haben sich meine Ziele nicht verändert. Nach wie vor stehen für mich die Jugendlichen im Mittelpunkt meines Handelns. Die Begleitung der Jugendlichen in den verschiedensten Lebenssituationen und Herausforderungen, sowie die Stärkung ihrer Persönlichkeit und ihres Wachstums.

Nach 150 Jahren ist erstmals eine Frau Mitglied der Hausleitung. Empfindest du das als etwas Besonderes oder war das ohnehin schon längst überfällig?
Ich persönlich glaube nicht, dass das einen Unterschied macht. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch mit seinen Stärken und Schwächen sein Umfeld bereichert/verändert, unabhängig vom Geschlecht. Zudem bin ich auch davon überzeugt, Bischof Ivo Muser hätte sicher auch früher schon eine weibliche Heimleitung eingesetzt, wenn sich die Möglichkeit ergeben hätte. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass ich nie das Gefühl hatte, als würde bei der Besetzung der Leitungsstelle das Geschlecht eine Rolle spielen.

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