"Wir sind froh über unsere neue Heimat"

Zwei der zwölf neuen Seminaristen auf Praktikum im Vinz

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Im April dieses Jahres sind zwölf Priesteramtskandidaten aus Tansania und Indien im Rahmen eines Pilotprojektes im Brixner Priesterseminar eingetroffen. Zwei von ihnen sind im Kloster Neustift untergebracht. Derzeit leben die restlichen zehn vorübergehend im Vinzentinum. Augustino Leonard und Madhu absolvieren zusätzlich auch noch ein Praktikum im Haus. Sie unterstützen den Hausmeister und helfen in der Küche. 


Ehe im Herbst das Studium beginnt, verbringen die Seminaristen ihre ersten Wochen und Monate in Südtirol hauptsächlich damit, Land und Leute kennenzulernen. Auch dem Vinzentinum haben sie zuvor schon einen Besuch abgestattet und zwei Fußballmatches gegen eine Oberschulauswahl gespielt. Die vergangenen zwei Wochen verbrachten sie beispielsweise auf Bergbauernhöfen in allen Teilen des Landes. 

Madhu Kalaka, dessen Muttersprache Telugu ist, kommt aus dem Bundesstaat Andhra Pradesh im Südosten Indiens. Mit seinen 24 Jahren hat er bereits zwei Bachelor-Abschlüsse (BA Philosophy, BA Arts). Nach einem Praktikumsjahr hat sich der Priesteramtskandidat auf Anraten des Bischofs der Diözese Vijayawada entschieden, nach Brixen zu gehen. 

Eine andere Laufbahn hat Augustino Leonard Komba, 25 Jahre alt und aus der Diözese Same in der Kilimandscharo-Region im Nordosten Tansanias stammend, hinter sich. Nach Beendigung des Vorbereitungsjahres (Propädeutikum), das fünf Kandidaten aus Augustinos Jahrgang absolviert haben, schlug deren Bischof zwei von ihnen für das Brixner Seminarprojekt vor. So hat Augustino vor eineinhalb Jahren mit seinen Kollegen aus Tansania mit Hilfe von Sprachlehrerinnen aus Südtirol begonnen Deutsch zu lernen, ehe im April 2021 dann der Umzug nach Brixen erfolgte.

"Ich hatte zunächst durchaus Sorge. Wie wird das wohl sein? Andere klimatische Verhältnisse, eine andere Welt," erzählt Augustino. Doch die Sorgen scheinen unbegründet. "Bislang gibt es keine Probleme und wir haben eine gute Zusammenarbeit." Auch an das unterschiedliche Wetter und das Essen haben sich beide schnell gewöhnt. "Es schmeckt gut im Vinzentinum," meinen sie unisono. 

Madhu hat sich ebenfalls gut eingelebt. Lediglich die Sprachbarriere bereitet ihm noch hin und wieder Probleme: "Aber die Menschen sind sehr freundlich hier und geben dir nicht das Gefühl, Ausländer zu sein," meint der 24-Jährige. Kulturelle Unterschiede fallen den beiden aber doch einige auf und ein. "Hier sind die Kirchen sehr groß, aber drinnen sieht man wenig Leute. Bei uns ist es umgekehrt. Wir haben kleine Kirchen und viele Leute," stellt Madhu fest. Was ihn ebenfalls beeindruckt hat, ist, wie fit die Menschen auch im höheren Alter in Südtirol wären. "70-Jährige können hier gleich hart arbeiten wie ich mit meinen 24 Jahren," meint Madhu mit Blick auf sein gerade zu Ende gegangenes Praktikum auf dem Marseiler Hof in Schluderns. "Ein kultureller Unterschied ist auch, dass sich die Menschen hier alle auf Augenhöhe begegenen und gleich sind. Das gefällt mir," stellt Augustino fest. In Tansania gäbe es viel strengere Hierarchien, vor allem was den Umgang zwischen Alt und Jung betrifft.

Jedenfalls schätzen beide die Erfahrungen, die sie gerade machen und freuen sich auf die Herausforderungen, die noch vor ihnen stehen. "Wir sind wirklich froh über unsere neue Heimat," meint Augustino abschließend.  

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The Vinzentinum