Wünsche und Träume

Lyrische Gehversuche der Klasse 2B

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Gerade in schwierigen Zeiten werden bei vielen Menschen Sehnsüchte wach. Ein Weg, wie diese greifbar gemacht werden können, führt über die Lyrik. Der Realität entfliehen oder auch sie besser verstehen. Beides ist möglich. 


Zusammen mit Prof. Ruth Schwedhelm haben die Schülerinnen und Schüler der 2B (Musikmittelschule) im Rahmen des Deutschunterrichts einen Ausflug in das lyrische Genre unternommen. Ausgehend von fünf Bildern großer Meister sollten sich die Mittelschüler/-innen in eine der dargestellten Personen hineinversetzen und deren Wünsche und Träume skizzieren. Die Wahl der Form (innerer Monolog, Gedicht, Brief ...) blieb dabei den Schüler/-innen selbst überlassen. 

Es folgen sechs ausgewählte Texte, die zum Nachdenken anregen, mitunter bedrücken oder auch Hoffnung geben. 

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Bunt und farblos

Ich schaue in die bunte und farblose Ferne,

große, weiße Flecken bewegen sich vor mir,

Schweigen, nur der Wind bringt tausend Sprachen von der Ferne.

Auch die Sprache von ihm,

er ist vor mir, ich kann ihn fast greifen und

plötzlich sehe ich wieder das trostlose Alles und Nichts.

Irgendwo hat irgendjemand Freude, ich hoffe,

er hat dafür einen Grund,

jeder hat einen Grund für etwas, nur ich nicht.

Wir hängen alle an einem dünnen Faden, der plötzlich reißen könnte.

Ich sehe nichts und höre nichts mehr,

mein Faden ist gerissen.

 

Tommaso Cigala zu "Noia a la finestra" (Mädchen am Fenster) von Salvador Dalí

Märchenland

Es war, als hätte man mich ins Märchenland entführt. Die Luft war warm und die Bäume raschelten leise im Wind. Das Gras war voll mit zauberhaften Blumen. Ich stand inmitten dieser Pracht und mir wurde warm ums Herz. Die Leere, die ich zuvor gespürt hatte, wurde ersetzt durch pure Freude. Es war plötzlich egal, was geschehen war oder noch wird. An diesem Ort wollte ich bleiben.

 

Greta Spögler zu "Champs au Printemps" (Felder im Frühling) von Claude Monet

In der Sonne

Ich machte es mir gemütlich und legte ein Kissen hinter meinen Kopf. Ich spürte, wie sich meine Muskeln lockerten, Ich war sehr entspannt und ich spürte die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Mein Atem wurde immer regelmäßiger und langsamer. Die Geräusche um mich herum wurden immer leiser. Den Alltagsstress hatte ich schon längst vergessen. Ich fühlte mich an einem anderen Ort. Meine Augenlieder wurden schwerer, bis sie mir zufielen und ich schließlich einschlief.

 

Emanuel Pigneter zu "People in the Sun" (Menschen in der Sonne) von Edward Hopper

Am Strand

Ich bin am Strand,

der Wind weht,

das Meer rauscht

und ich fühle mich frei.

 

Andere Menschen beobachten mich,

wie ich einen Fuß nach dem anderen in den Sand lege.

Ich halte die Hände meiner Freundin,

die genau wie ich

dasselbe macht.

 

Unsere Haare wehen im Wind,

und eine ängstliche Katze huscht,

weiter weg von uns, vorbei.

 

Ich drehe mich,

mit denen Händen meiner Freundin,

und wir lachen gemeinsam.

 

Mein Gefühl ist Glück,

Freude

und Freiheit.

 

Sara Plitzner zu "Dans på stranden" (Tanzen am Strand) von Edvard Munch

Ich wünsche mir, dort zu sein

Wenn ich am Fenster stehe,

ich spüre etwas,

Luft, Wunsch, Druck,

ich sehe eine riesige Fläche,

im Inneren Wasser,

ganz blau und kalt.

Ich fühle mich frei,

ich fühle mich glücklich.

Ich wünsche mir an diesem Ort zu sein,

ganz frei mit vielen Gedanken.

Jemand wartet auf mich,

jemand denkt an mich,

jemand vermisst mich,

ich würde gerne dort sein.

 

Elisa Frenademetz zu "Noia a la finestra" (Mädchen am Fenster) von Salvador Dalí

Liebes Tagebuch,

heute habe ich mich sehr alleine gefühlt und habe irgendwie gespürt, dass mein Herz verletzt ist. Ich habe mich auf mein Bett hingelegt und es hat sich so angefühlt, wie wenn ich schweben würde. Ich weiß nicht genau, was ich vermisse, aber sicher auch meine Kindheit, als man keine Sorgen hatte und sich immer über alles gefreut hat. Jetzt ist es nicht mehr so. Man hat keine Zeit und auch keine Lust, zu spielen, man muss täglich mit Problemen umgehen und man freut sich eher selten. Aber ich hoffe, es wird mir besser gehen.

 

Anna Gamper zu "Ikarus" von Henri Matisse 

The Vinzentinum